„Macron und Merkel müssen über Atomausstieg sprechen“
– Protest gegen Beteiligung an Pannen-AKW und Brennelementexporte
– Tihange, Doel, Lingen und Gronau im Fokus
Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände fordern von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron anlässlich ihres Besuchs in Aachen am jetzigen Donnerstag die atomaren Risiken u. a. durch den Weiterbetrieb der Pannenreaktoren in Doel und Tihange (Belgien), aber auch in Cattenom und Fessenheim (Frankreich) auf die Tagesordnung zu setzen. Dazu wird es um 10 Uhr eine Demonstration vom Welthaus, An der Schanz 1, zum Marktplatz geben, wo Macron und Merkel zur Karlspreisverleihung erwartet werden.
Der französische Staat ist der größte Anteilseigner am Betreiber der belgischen AKW, Engie-Electrabel, und Mehrheitseigentümer der Brennelementefabrik Lingen. Das bedeutet für Präsident Macron eine besondere Verantwortung angesichts der zahlreichen gravierenden Sicherheitsmängel und Störfälle in den grenznahen Reaktoren. Ein weiteres Thema muss zudem ein Ende der Belieferung mit Brennelementen aus Lingen sowie von angereichertem Uran aus Gronau sein. Hier ist die Kanzlerin gefordert.
„Es reicht nicht, wenn Präsident Macron immer wieder „mehr Europa“ fordert, aber beim Thema Atomkraft sofort in altes nationalstaatliches Denken verfällt und jeder Kritik ausweicht. Wer die Bevölkerung für Europa begeistern will, darf sie nicht durch den fortgesetzten Betrieb extrem störanfälliger Atomreaktoren ständig großen Gefahren aussetzen. Gerade in Aachen muss der französische Präsident beim Thema Sicherheit vor dem Super-GAU konkrete Gegenmaßnahmen mitbringen,“ so Jörg Schellenberg vom Aachener Aktionsbündins gegen Atomenergie.
„Niemand versteht mehr, warum aus Lingen im Emsland noch immer Brennelemente für derart gefährliche Reaktoren geliefert werden – wie erst vor wenigen Wochen ausgerechnet für Doel 1 und 2. Kanzlerin Merkel muss jetzt den Fehler des Atomausstiegsgesetzes von 2011 korrigieren und den Export von Brennelementen und angereichertem Uran mit auf die Ausstiegsliste setzen. Denn wer wider besseren Wissens den Uranbrennstoff liefert, ist am Ende auch für alle Störfälle mitverantwortlich,“ so Dr. Angelika Claussen von der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW.
„Es heißt immer, dass die Menschen im Fokus von Europa stehen sollten. Dann kann die Bevölkerung sicher zu Recht erwarten, dass ein derart wichtiges Thema wie marode Atomreaktoren zwischen Merkel und Macron nicht einfach ausgespart wird. Das Treffen in Aachen muss mehr ergeben, als nur schöne Fotos fürs Familienalbum,“ so Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.
9. Juni: Anti-Atom-Demo in Lingen
Mit einer überregionalen Demonstration vom AKW Lingen II („Emsland“) zur Brennelementefabrik Lingen unterstreichen zahlreiche Initiativen und Verbände die Forderung nach einer sofortigen Stilllegung des Atomstandorts Lingen sowie der Urananreicherungsanlage Gronau.