Seit Sonntag, dem 16.4.2023 hat es sich auch am AKW Lingen II endlich ausgedampft.
Die knapp 60 Jahre andauernde Gefahr eines atomaren GAUs in Lingen ist endgültig gebannt. Für viele Menschen ein Grund zur Freude und Erleichterung. Ab nun wird hier kein Atommüll mehr produziert. Auch wenn dies für viele Anhänger der „friedlichen Nutzung der Kernenergie“ offenbar kaum wichtig ist – allen uns nachfolgenden Generationen ist es das schon.
Kein Dampf, kein GAU, kein neuer Atommüll – jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln und aufräumen. Weg mit dem AKW, weg mit dem Atommüll! Schließlich soll hier bald eine grüne Wiese stehen. Fast hört man schon die Insekten sirren, die Vöglein zirpen, das reine, helle Lachen spielender Kinder beim Picknick mit der Familie….
Das Castorlager gleich nebenan, das nun doch noch etwas länger steht als uns weisgemacht wurde, mit den ewig strahlenden, ausgebrannten Brennelementen in alternden Castorbehältern, für die wir noch gar keinen endgültigen Bestimmungsort kennen, das blenden wir aus diesem schönen Bild einfach mal aus. Ausblenden, das können die Leute hier gut, darin haben sie jahrzehntelange Übung. Wir blenden sicherheitshalber auch die gigantischen Mengen an radioaktivem Bauschutt aus, die beim Abriss des AKW entstehen, deren Zukunft ebenfalls noch ungewiss ist.
Und weil heute so ein schöner Tag ist blenden wir auch aus, dass nebenan bei ANF/Framatome weiterhin der Atommüll von morgen produziert wird, von dort aus weiterhin uralte AKW in unseren Nachbarländern mit Brennstoff versorgt werden, dass dort der Handel mit Kriegstreiber Putin und seiner Atommafia floriert, und wir blenden aus, dass sich im gerade mal 40km entfernten Gronau bei Urenco die Zentrifugen zur Urananreicherung, mit denen prinzipiell sogar waffenfähiges Uran produziert werden könnte weiterdrehen, dass der Atomausstieg, so schön das Wort auch klingt, um unsere Region einen großen Bogen macht.
Abschalten, Runterfahren, das tut nach 6 Jahrzehnten Atomstromproduktion uns allen gut.
Aber morgen, wenn wir ausgeträumt haben, gehen wir wieder auf die Straße. Atomausstieg bleibt Handarbeit.