Hier ein Gastbeitrag von „Roberts Blog“, der die Sache zielgenau auf den Punkt bringt und dem kaum noch etwas hinzuzufügen ist. „Kaum“ deshalb, weil es Stand heute ist. Wir erfahren aber fast täglich neue Dinge über die Lingener Verwicklungen mit der russischen Atombehörde, die nach dem Willen von ANF/Framatome/Rosatom am liebsten niemand wissen sollte, die wir hier aber natürlich regelmäßig hinzufügen.

11. Mai 2024

Ehrlich gesagt kann ich diese Geheimniskrämerei kaum glauben: Nachdem am Mittwoch bereits die SZ Alarm geschlagen hatte, schrieb am Donnerstag auch Der SPIEGEL  (beide leider hinter der Bezahlschranke) über die Lingener Brennelementefabrik ANF, die zum französischen Framatome-Konzern gehört. Dieser Atomkonzern will bei uns in Lingen „eine neue Produktionsanlage starten – mithilfe des russischen Staatskonzerns Rosatom“ und des Angriffskriegs gegen die Ukraine zum Trotz. Obwohl das Projekt noch nicht genehmigt ist, sind offenbar schon russische Spezialisten vor Ort.“ Und dies seit Wochen. In dem Beitrag heißt es dann weiter:

“Wie ANF dem SPIEGEL auf Anfrage schreibt, hat das Unternehmen in der Nähe der Lingener Fabrik Testanlagen zur Herstellung sogenannter WWER-Brennelemente errichtet. Diese speziellen, sechseckigen Brennelemente, die das spaltbare Uran enthalten, sind unentbehrlich für Atomkraftwerke russischer Bauart, wie sie etwa in der Slowakei, Bulgarien oder Ungarn stehen. Rosatom hat die Lizenz für ihre Fertigung.

Nun will ANF in Lingen im Emsland solche WWER-Elemente herstellen – in enger Zusammenarbeit mit der Rosatom-Tochter TVEL. Dies hat ANF im März bei Niedersachsens Landesregierung beantragt. Das zuständige Umweltministerium hat noch nicht entschieden.

Dessen ungeachtet baut ANF bereits auf. Nicht im Werk selbst, das wäre ohne Genehmigung illegal. Dafür aber in der Nachbarschaft. »Die wenigen Fertigungseinrichtungen, die für die Herstellung von WWER-Brennelementen erforderlich sind, wurden außerhalb des ANF-Werks in einer separaten Anlage in der Nähe unseres Standorts Lingen aufgestellt und im April 2024 umfassend getestet und kontrolliert«, teilt das Unternehmen mit.“

Da wüsste die Öffentlichkeit „in der Nähe“ gern, wo das ist. Alexander Vent vom Lingener Bündnis AgiEl (Atom­kraft­geg­ne­r*in­nen im Emsland) hat schon Anfang Mai gefordert, dass die Bevölkerung umgehend davon in Kenntnis gesetzt werden müsste, sollten russische Behörden beziehungsweise deren Mitarbeiter in Lingen tätig sein. Seine Sorge: Beschäftigte von Framatome/ANF, deren Familien und ihr soziales Umfeld könnten so in den Fokus des russischen Geheimdienstes geraten. Bei einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit müsse die Atomaufsicht dem Betreiber der Atomfabrik unverzüglich die Betriebserlaubnis entziehen.

Außerdem will man schließlich genau wissen, wer bei uns Geschäfte mit Putin und seinen Uranhändlern mitmacht und kontaminiertes schmutziges Geld verdient. Und wissen will man auch, welche lokalen Behörden und Verantwortlichen darin und in deren Geheimhaltung verstrickt sind. Denn schwerlich kann eine solche Testanlage ohne Zustimmung oder Kenntnis der Lokalbehörden entstehen; denn natürlich muss auch das lokale Baurecht beachtet werden…

[Weiß übrigens jemand aus der geschätzten Leserschaft dieses kleinen Blogs mehr? Gern auch Taxifahrer. Dann gern per E-Mail.]

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Quellen: taz, SZ, SPIEGEL, AgiEL,