Gemeinsame Pressemitteilung
Gronau, Bonn, Düsseldorf, 14.08.2025
Anlässlich des 40. Jahrestages der technischen Inbetriebnahme der Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau (NRW) fordern 15 Umweltverbände und Bürgerinitiativen (darunter der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW (LNU), der NABU NRW und der örtliche Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau die sofortige Stilllegung der umstrittenen und bundesweit einzigartigen Atomfabrik.
Die Anlage begann am 15. August 1985 mit der Produktion von angereichertem Uran, das die Grundlage für den Betrieb zahlreicher Atomkraftwerke in aller Welt ist. Die offizielle Einweihung erfolgte unter Protest im Juni 1986, wenige Wochen nach
der Atomkatastrophe in Tschernobyl. Umstritten ist die Anlage auch, weil die in ihr genutzte Zentrifugentechnik auch zur Produktion von Uran für Atomwaffen genutzt werden kann. Aus diesem Grund wurden vor wenigen Wochen auch
die Urananreicherungsstandorte im Iran, bei denen ebenfalls mit der
Zentrifugentechnik gearbeitet wird, bombardiert.
Die Anlage in Gronau ist weder gegen Flugzeugabstürze noch gegen militärische Angriffe gesichert.
Gegen den Betrieb der Anlage richten sich immer wieder Protestaktionen.
Betrieben wird die Gronauer Urananreicherungsanlage vom Urenco-Konzern, der international tätig ist, und der u. a. auch die niederländische Schwesteranlage in
Almelo, 30 Kilometer westlich von Gronau, betreibt. Der deutsche Zweig des Urenco
Konzerns ist jeweils zu 50% im Besitz der Energiekonzerne E.ON und RWE.
Atomausstieg in NRW konsequent umsetzen / Atommüllproblem
Trotz beschlossenem Atomausstieg wird seit 4 Jahrzehnten in Gronau
angereichertes Uran für Atomkraftwerke produziert – bisher ohne
Laufzeitbegrenzung. Das Gronauer BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz fordert
„Die Landesregierung in Düsseldorf stellt die zuständige Atomaufsicht und muss gemeinsam mit der Bundesregierung den Atomausstieg konsequent umsetzen. Die Anlage in Gronau darf da nicht ausgeklammert werden.“
Beim Betrieb der Anlage fällt Atommüll an, der in großen Mengen unter dem freien Himmel neben der Anlage gelagert wird (Containerlager für abgereichertes
Uranhexafluorid, UF6) und für den es kein Endlager gibt. Abgereichertes
Uranhexafluorid wurde auch in großen Mengen nach Russland und Frankreich exportiert. Neben der Gronauer Urananreicherungsanlage wurde zudem ein
Hallenlager für rund 60.000 Tonnen Atommüll in Form von Uranoxid gebaut.
Eingelagert wurde dort aber bisher noch nichts. Bereits atomrechtlich beantragt
wurde zudem der Bau eines Hallenlagers neben der Urananreicherungsanlage, in
dem alte und kontaminierte Uranzentrifugen gelagert werden sollen.
Gefahren der Urananreicherung, der Urantransporte und der
atomwaffentauglichen Zentrifugentechnik
Wiederholt gab es in der UAA Gronau Störfälle und 2010 wurde ein Arbeiter in der
Anlage verstrahlt. Der BBU, weitere Umweltverbände und Bürgerinitiativen wie der
Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau befürchten, dass der Anlagenbetrieb mit
zunehmendem Alter der Anlage noch unsicherer wird.
Weitere Gefahren gehen von den zahlreichen Urantransporten mit LKW und
Sonderzügen von und zur Anreicherungsanlage aus, die ganz NRW, aber auch
weitere Bundesländer, durchqueren. Hilfs- und Rettungskräfte wie das THW oder
örtliche Feuerwehren an den Transportstrecken werden im Vorfeld nicht über die
gefährlichen Transporte informiert. Bei einem Transportunfall könnte es zu
weitreichenden Verseuchungen kommen.
Auch aus den Reihen der Friedensbewegung wird immer wieder die Stilllegung der
Gronauer Urananreicherungsanlage gefordert. Das Gronauer Werk könnte im
Konfliktfall ein militärisch wichtiges Angriffsziel sein, denn die Zentrifugentechnik, diein der Anlage zum Einsatz kommt, kann auch zur Produktion von Uran für
Atomwaffen genutzt werden. Aus diesem Grund wurden vor wenigen Wochen die
Urananreicherungsstandorte im Iran bombardiert. Um auf die militärische Brisanz der
Urananreicherung hinzuweisen, finden schon seit Jahren Ostermärsche zur
Gronauer Urananreicherungsanlage statt.
Proteste seit den 70er Jahren bis heute … und auch weiterhin
Schon vor dem Bau der UAA Gronau hat es in den 70er Jahren des letzten
Jahrhunderts Proteste gegen die Anlage gegeben. Nach der Inbetriebnahme fanden
ständig weitere Aktionen gegen die Gronauer Uranfabrik, gegen die Urantransporte
und gegen den vorgeschalteten Uranabbau, der in Kanada, Afrika und anderswo
erfolgt, statt. Ein Höhepunkt der Proteste war 2011 ein Ostermarsch zur
Urananreicherungsanlage, an dem sich etwa 15.000 Personen beteiligt haben.
Die örtliche Bürgerinitiative, der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, ist schon seit
1981 gegen jegliche Nutzung der Atomenergie aktiv und der grenzüberschreitende
Protest im Dreiländereick von NRW, Niedersachsen und Niederlande reißt nicht ab.
Immer wieder fanden und finden Demonstrationen und Blockaden von örtlichen und
überörtlichen Initiativen statt, es gab Unterschriftenaktionen und immer wieder
Mahnwachen gegen Urantransporte. Zentrale Forderung: Die zuständige NRW
Landesregierung soll die sofortige Aufhebung aller bisher für die UAA erteilten
Betriebsgenehmigungen veranlassen. Dass das rechtlich möglich und machbar ist,
wurde mehrfach mit Gutachten belegt.
https://www.wn.de/muensterland/gutachten-sieht-keine-rechtlichen-hurden-fur
urenco-aus-1391557
Wichtiges Element der dauerhaften Proteste in und um Gronau gegen die
Urananreicherung und die damit verbundenen Urantransporte sind die monatlichen Sonntagsspaziergänge. Sie finden schon traditionell seit Ende 1986 regelmäßig am ersten Sonntag im Monat um 14 Uhr an der Urananreicherungsanlage statt. Nächster Termin: 7. September 2025 . Wenige Tage nach dem Antikriegstag (1. September) wird dann auch wieder an die Verknüpfung der so genannten zivilen Atomenergie und deren militärischer Nutzung erinnert.
Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ Jülich
Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
AKW-NEE-Gruppe Aachen
Anti-Atom Plenum Köln
AntiAtomBonn
Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
Bündnis Atomkraftgegner*innen im Emsland (AgiEL)
Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“
Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzt*innen in
sozialer Verantwortung – Regionalgruppe Mecklenburg-Vorpommern
Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt Nordrhein-Westfalen (LNU)
Natur- und Umweltschutzverein Gronau (NUG)
Naturschutzbund Deutschland (NABU) Landesverband Nordrhein-Westfalen
SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster
Stichting Laka, documentatie- en onderzoekscentrum kernenergie, Amsterdam
(NL)
Weitere Informationen:
https://www.bbu-online.de
https://www.aku-gronau.de
https://www.westcastor.org
http://www.antiatomkoeln.de
https://www.antiatombonn.de
https://www.bi-ahaus.de
https://www.ippnw-mv.info
https://nrw.nabu.de/index.html
https://sofa-ms.de
https://www.laka.org