Die Betriebsgenehmigung der Lagerhalle für hochradioaktiven Abfall in Lingen läuft im Jahr 2042 aus. 40 Jahre lang, von der ersten Einlagerung von Castorbehältern mit hochradioaktiv strahlenden Brennelementen aus den Lingener Atomkraftwerken im Jahr 2002, so die Experten der Atomindustrie, könne der gefährliche Müll dort „sicher“ stehen.

Doch werden die bis dahin rund 80 Castorbehälter, jeder davon 6m hoch und 130 Tonnen schwer, erst dann abtransportiert werden können, wenn ein bundesdeutsches Dauerlager gefunden, errichtet und in Betrieb genommen wurde. Und auch dann wird es noch Jahrzehnte dauern, bis alle 1900 Castoren aus den 16 Lagerhallen an den ehemaligen AKW-Standorten eingelagert sein werden.

Michael Sailer, ehemaliger Fachbereichsleiter am Darmstädter Öko-Institut, geht davon aus, dass dies frühestens im Jahr 2080 der Fall ist. Wahrscheinlich noch später, denn bei seiner Rechnung geht er von dem Idealfall aus, dass der Standort für ein Dauerlager bis 2031 gefunden wurde – was unter Fachleuten aber als sehr unwahrscheinlich gilt.

Ob die Castoren nach Ablauf ihres Haltbarkeitsdatums noch verwendet werden können, kann derzeit niemand mit Bestimmtheit sagen. Der andauernde Beschuss durch radioaktive Teilchen macht das Material spröde, besonders betroffen sind die Dichtungen der Deckel.

Man wird damit rechnen müssen, dass die Castorbehälter in den nächsten Jahrzehnten hier vor Ort nochmal geöffnet und repariert werden müssen. Vielleicht sogar ein weiteres Mal nach Ablauf der nächsten 40 Jahre. Dies ist ein äußerst brisantes Unterfangen, mit dem man noch keinerlei Erfahrung hat. Die Lagerhalle auf dem jetzigen Gelände des Lingener Atomkraftwerks in Darme ist dafür jedenfalls nicht konzipiert. Hinzu kommen weitere Gefahren, die von dem strahlenden Inventar ausgehen. Naturkatastrophen, Unfälle oder Terroranschläge sind weitere, bislang nicht berücksichtigte Unbekannte in der Rechnung der Atomindustrie.

Bei all den Unsicherheiten steht aber eines mit Sicherheit fest: „Schluss mit Atom“ ist in Lingen noch lange nicht!

Und: die Jüngsten unserer Gesellschaft, unsere Kinder, werden noch im Rentenalter mit dem hochgefährlichen Müll, den die Profiteure der Atomindustrie ihnen überlassen haben, leben müssen. Hier in Lingen.