Bis auf den letzten Platz besetzt war der Saal beim Infoabend im Waldhotel am 16.2.2024. Wir haben über die Dinge gesprochen, die ANF/Framatome in der öffentlichen Darstellung ihrer geplanten Zusammenarbeit mit der russischen Atombehörde konsequent verschweigt.

Wichtige Themen und Diskussionspunkte waren:

ANF ist nicht das mittelständische, emsländische Unternehmen, als das es gern wahrgenommen werden möchte. ANF Lingen gehört zu 100% dem französischen, staatlich kontrollierten Atomkonzern Framatome. Alle betriebsrelevanten Entscheidungen kommen aus Paris, nicht aus Lingen. Der Name ANF Lingen ist nichts anderes als eine Hülle.

Kann uns das Geschäft mit Rosatom dabei helfen, unabhängiger von Russland zu werden?

Die Fakten im Hier und Jetzt: Rosatom liefert Fertigungsanlagen, spezielles Uran, Lizenzen und technische Fachkräfte nach Lingen. Die Produktion von WWER-Brennelementen bei ANF Lingen wird über die kommenden, politisch hochgradig angespannten Jahre also von all diesen Komponenten abhängig sein. Ob man in Lingen langfristig ein „eigenes Design“ für WWER-Brennelemente entwickeln kann ist noch gar nicht klar, und für die jetzige, dramatische Entwicklung im politischen Europa auch völlig unbedeutend.

Welchen Vorteil hat der Geschäftspartner Rosatom von dem Joint-Venture, das in Lingen umgesetzt werden soll? Immerhin wird Rosatom demnach 75% des osteuropäischen Marktes an den westlichen „Mitbewerber“ abgeben. Warum sollte sich Putins Atombehörde darauf einlassen?

Die den Ernst der Frage offenbar völlig verkennende und lapidare Antwort im Umweltausschuss der Stadt Lingen lautete: „Da müssen Sie Rosatom fragen“.

Vladimir Slivyak (Ecodefense) erklärt dazu: „Putin ist das Geschäft mit Brennelementen egal. Natürlich bringt ihm das Geld ein, aber darauf ist er nicht angewiesen. Der eigentliche Vorteil für den Kreml ist: ein neuer Vertrag mit einem europäischen Energieversorger, Zugang zu hochsensibler Energie-Infrastruktur in Europa. Neue Bindungen und Abhängigkeiten, mit denen er seinen erklärten Feind Westeuropa unter Druck setzen kann, wenn es um politische Entscheidungen geht. Genau das ist die geopolitische Strategie des Kreml, und diese Strategie ist ja bereits sehr erfolgreich.“

Welche Risiken birgt das französisch-russische Gemeinschaftsunternehmen in Lingen politisch und für unsere Sicherheit?

Ein vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegebenes und am vorigen Dienstag veröffentlichtes Sicherheitsgutachten zum Joint-Venture von Framatome und Rosatom macht die Gefahr von Spionage und Sabotage im Lingener Werk mehr als deutlich. Auch der Spiegel berichtete am Dienstag ausführlich darüber.

Der „Elefant im Raum“ wurde sichtbar. Anders als bei der jüngsten Sitzung des Stadtrats, bei der ANF Betriebsratsmitglieder und deren Parteifreunde ein gemeinsames Loblied auf sich selbst gesungen haben und dies auf der Internetseite von Framatome als „Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern“ darstellten, gab es gestern echte  Gespräche und Diskussionen mit Bürgerinnen und Bürgern, an denen sich erfreulicherweise sogar Mitarbeiter von ANF beteiligten.

Weiter so! Informiert Euch. Bildet Euch eine Meinung. Bezieht Position.

Mischt Euch ein!

Das öffentliche Beteiligungsverfahren läuft noch bis zum 3. März. Alle Infos, Vordrucke für Sammeleinwendungen etc. findet Ihr hier und bei .ausgestrahlt