Im AKW Neckarwestheim II wurden bei der diesjährigen Revision, die jetzt beendet wurde, erneut Rost und weitere Risse in den Dampferzeugerheizrohren (DEHR) festgestellt.
Die zuständige Atomaufsicht räumt zwar ein, dass die DEHR eine wichtige Barriere zwischen dem hochradioaktiven Innenleben des AKW und der Außenwelt darstellen, und dass es bei Undichtigkeiten zu einem „unerwünschten Aktivitätsübertrag und Kühlmittelverlust“ kommen könnte, verweist jedoch auf die vom Betreiber(!) durchgeführten Sicherheitsnachweise, deren Berechnungen zufolge bis zur Stilllegung der Atomanlage Ende 2022 wohl alles gutgehen werde.
Die von den Rissen betroffenen Rohre wurden mit einem Stopfen verschlossen, das AKW wird nun wieder hochgefahren und ans Netz gehen.
Im nahezu baugleichen AKW Lingen II (KKE) wurden seit 2019 ebenfalls Rost und Risse in den Dampferzeugerheizrohren festgestellt, deren Ursachen mit denen der Schwesteranlage in Baden-Württemberg identisch sind, allerdings zog man in Lingen andere Konsequenzen. Während man in Neckarwestheim seit einigen Jahren jährlich alle Rohre prüft und immerhin die defekten Rohre aus dem System nimmt, verzichtete man in Lingen seit 2020 gänzlich auf eine Überprüfung der für gefährliche Schäden offenbar äußerst anfälligen Dampferzeugern.
Wird schon gutgehen…
Aber: „Aktivitätsübertragung“ und „Kühlmittelverlust“ sind im Zusammenhang mit dem Betreiben eines Atomkraftwerks exakt die Vorgänge, die grundsätzlich niemals eintreten dürfen. Da sind sich tatsächlich alle einig.
Hier wird jedoch schöngerechnet und weggeschaut: Ein staatlich gewährter Sicherheitsrabatt auf den letzten Metern im Lebenslauf der AKWs Neckarwestheim II und Lingen II.
Das Bündnis AgiEL meint: Ganz gleich ob am Anfang, mittendrin oder am Ende der Atomkraft in Deutschland (und überall) – gefährlich ist und war das immer, das wissen wir inzwischen sehr gut, nur dürfen wir jetzt nicht auch noch leichtsinnig werden!
Also: Schaltet die Atomkraftwerke ab. Jetzt.
Die Zukunft ist erneuerbar!